Waldbewirtschaftung mit Tradition

Der Blendersaumschlag ist eine zu Beginn des letzten Jahrhunderts entwickelte Form der naturnahen Waldbewitschaftung, die heute noch im Pückler’schen Forstbetrieb angewandt wird.

Entwickelt wurde sie durch den Forstmann Christof Wagner (1869-1936), der von 1896 bis 1902 Gräflicher Oberförster war, dann Professor an der Universität in Tübingen wurde und ab 1920 der Württembergischen Forstdirektion in Stuttgart als Präsident vorstand.

Wagner erkannte die Gefahren des damals praktizierten Großschlags, bei dem großflächig hiebsreife Baumbestände entnommen wurden und dadurch der Bestand des Waldes gefährdet wurde. Insbesondere den reinen Fichtenpflanzenbeständen drohten durch diese Vorgehensweise massive Schäden durch Sturm, Rotfäule, Schneedruck und Schädlingen.

Wagner wollte durch das Betriebssystem des Blendersaumschlages natürlich begründete Mischbestände schaffen, die sich gegenüber den Gefahren der Natur als widerstandsfähig erweisen sollten.

Christoph Wagner

Erläuterung

Forstdirektor i.R. Otto Barth, nach Wilhelm Rau der zweite Forstamtsleiter nach Christof Wagner schildert das System so:

Anstelle des Großschlages, der die ganze Abteilung umfasst, tritt der Saumschlag. Jeder hiebreife Bestand wird im Norden angepackt und stetig nach Süden verjüngt. Der Nordsaum bietet das ideale Keimbett für alle Baumarten, in seinem Schutz können die Jungpflanzen erstarken und allmählich an den Freistand gewöhnt werden. Durch den Saumschlag ergibt sich zudem der Vorteil, dass alle hiebsreifen Bestände gleichzeitig in Verjüngung genommen werden können.

Ausgehend von der Tatsache, dass der gelockerte Nordost- und Nordrand die günstigsten Bedingungen für die natürliche Ansamung bietet (günstigstes Kleinklima durch Schutz vor Sonne und austrocknenden Wind), beginnt der Hieb am nördlichen Bestandesrand. Der Rand wird stetig gegen Süden vorwärts geschoben. Dabei dringt der Hieb ungleichförmig mehr oder weniger tief in die Randfläche ein, die damit zum Verjüngungsstreifen wird.

Die Tiefe des Verjüngungsstreifens richtet sich nach dem Lichtbedürfnis der verschiedenen Baumarten, die erwünscht sind. Die blenderartige Schlagstellung (vom Vollbestand bis zum Altholzrand stetig zunehmende Lichtung) bewirkt, dass sich -ähnlich dem Plenterwald- alle Stadien der Bodenzersetzung, Belichtung und Regenzufuhr finden, so dass sich also überall Orte finden, wo Samen keimen, Keimlinge erstarken und Anwüchse Fuß fassen können.

Dieser Verjüngungsstreifen wird nun bei jedem Hieb um Saumbreite vorgeschoben, wie dies dem natürlichen Fortschreiten der Ansamung entspricht. An den ungleichmäßig gelichteten Verjüngungsstrifen (Innensaum) schließt sich außerhalb des Altholzrandes noch der Außensaum an, auf dem sich die freigestellten Jungwüchse unter lichter Seitendeckung gegen Süden ihren Kronenschluss vollenden um die Bodendeckung weiterhin allein zu übernehmen.“

(Quelle: Hans König, Christof Wagner-ein bedeutender Forstmann, hrsg. 1994 im Selbstverlag)